PROFITGIER - Wie die Dorfbevölkerung nicht ernst genommen wird

Bürgergespräch zum Thema Bau einer 12000-er Legehennenanlage in Qualzow mit der Investorin Stefanie Mewes

 

 

 

Am 04.07.2023 fand in dem Gebäude der FFWQualzow eine Bürgergespräch zum Thema

"Bau einer 12000-er Legehennenanlage" mit der Geschäftsführerin des Bio-Ackerbaubetiebes Mirow GmbH Stefanie Mewes statt.

 

 

Anwesend waren Stefanie Mewes, Herr Manthei von der Landgesellschaft Neubrandenburg, der Bürgermeister der Stadt Mirow Henry Tesch, die stellvertretende Bürgermeisterin Waltraut Fahrnow, Herr Grählert von der Stadtverwaltung Mirow sowie ca. 30 Bürger aus den umliegenden Dörfern.

 

Der Bürgermeister Herr Tesch übernahm die Moderation des Gesprächs.

Herr Manthei von der Landgesellschaft Neubrandenburg betätigte sich als Sprachrohr von Stefanie Mewes, die sich kaum selber zu den gestellten Fragen der Anwohner äußerte.

Herr Manthei eröffnete die Gesprächsrunde mit einer Power-Point-Präsentation zu den Daten der Legehennenanlage.

Die dazugehörigen Karten waren sehr dunkel und kaum zu erkennen.

 

 

Interessant war an den Ausführungen, dass die Bevölkerung zu 10% der Gesamtjahresstunden mit Geruchsbelästigungen gestört werden darf.

Die Geruchsbelästigung für unsere Dörfer würde bei 1% liegen.

Die Berechnungen dafür hat eine Wetterstation übernommen.

Auf Anfrage von Lisa Kriegel (Einwohnerin von Qualzow), wo sich denn diese Wetterstation befinden würde, konnte keine Auskunft gegeben werden.

Es ist also nicht klar, wo diese Daten für den Standort Qualzow erhoben worden sind.

 

 

Ansonsten folgende Daten:

 

150 m³ Kotbunker - Kaltscharraum halb so groß wie der gesamte Stall - 7 ha Fläche werden für die Anlage benötigt, davon 6 ha Hühnerweide - 295 Eier legt eine Henne/Jahr = 3,3 Mio Eier/Jahr - es werden 2 Vollzeit-Arbeitskräfte (4 Teilzeitbeschäftigte, dazu zählen Anlagenleiter und Stellvertreter, die aber nicht ständig vor Ort sind) benötigt - Eiertransport erfolgt 2x in der Woche, das Futteraufkommen beträgt 540 t/Jahr (alle 14 Tage ein LKW) - der Dungabfall beläuft sich auf 253 t/Haltungesperiode - eine Haltungsperiode dauert 70-90 Wochen.

 

2,8 Mio Euro kostet eine Anlage (in Peetsch steht auch schon eine Anlage, die Frau Mewes bauen lies), 31-32% davon stammen aus Fördermitteln der Landgesellschaft...

 

Die Anlage besteht aus 4 Ställen ð1 Stall wird über 2 Lüfter durch den Kaltscharraum über Kamine entlüftet.

 

Das habe ich als teilnehmender Bürger aus dieser Präsentation herausgenommen.

 

 

Die Stimmung der Anwohner war sehr emotional, Herr Manthei und Frau Mewes von der Gegenpartei  waren sachlich und kühl, die Moderation durch Herrn Tesch war dringend notwendig.

 


Anfragen und Anmerkungen von Einwohnern:


Der Bau einer weiteren 12.000-er Legehennenanlage in unmittelbarer Nähe eines Wohnortes vertieft den Konflikt zwischen touristischer Entwicklung (wofür die Mecklenburgische Kleinseenplatte bekannt ist) und der industriellen Tierhaltung. Mirow und die eingemeindeten Dörfer werben mit dem Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“.

Es wird Kurtaxe erhoben.

 

Der Bau industrieller Großanlagen ist in diesen Gebieten nicht mit einer naturnahen Erholung vereinbar.

 

 

 

Welchen Beweggrund gibt es für Frau Mewes, die Existenzen anderer Bürger zu beeinträchtigen und zwei 12.000-er Legehennenanlagen zu bauen?

Auf diese Frage gab es keine Antwort.

Daraufhin verließ die Bürgerin emotional aufgewühlt und enttäuscht die Versammlung vorfristig.

 

 

Wie ist der Stand des Genehmigungsverfahrens?

 

 

Antwort Herr Manthei: in 2-3 Monaten wird mit Genehmigung gerechnet

 

 

Warum ist Bevölkerung nicht früher informiert worden?

 

Antwort Herr Manthei: Wir (die Bevölkerung) hätten uns doch schon vor 3 Jahren für die Planungen interessieren können, dann wäre auch eine Begehung einer bereits bestehenden Anlage möglich gewesen, um uns die Unschädlichkeit einer 12.000-er Legehennenanlage demonstrieren zu können.

 

Die Bevölkerung weiß allerdings erst seit Bauantragsstellung von diesem Vorhaben, diese erfolgte vor einem Jahr, also 2022.

 

Die „Beteiligung“ der betroffenen Anwohner erfolgte also erst 3 Jahre nach Planungsbeginn.

 

 

 

 

 

Warum wird diese Anlage neben der schon bereits bestehenden Anlage in Peetsch und weiteren in der Nähe von Mirow noch benötigt?

 

Antwort Herr Manthei: Der Selbstversorgungsgrad mit Bio-Eiern beträgt in Deutschland 65%. Große Nachfrage, die Eier werden an LIDL verkauft, vorallem in Berlin.

LIDL bietet 5-Jahresverträge an.

 

 

 

Wo kommen die Junghennen her und wo werden sie geschlachtet?

 

Antwort Herr Manthei: In M-V gibt es keinen Geflügelschlachthof, wo die Hühner geschlachtet werden, konnte oder wollte Herr Manthei nicht beantworten.

 

Die Hennen werden aus Niedersachsen geliefert.

 

Es sind spezielle Rassen von Hochleistungshühnern.

 

 

 

Gibt es Prüfungen zu Alternativstandorten gemäß § 13 Bundesnaturschutgesetz?

 

Antwort Herr Manthei: Ja, gab es. Es wurde ein Standort in der Nähe von Retzow an der B198 gegenüber von dem Fusion-Gelände „geprüft“. Dieser Standort kommt aber nicht in Frage, da mit Übergriffen der Fusion-Teilnehmer gerechnet werden muss, die diese Anlage überfallen und schädigen können.......

 

Auf Anfrage von Matthias Grosse (Einwohner von Qualzow), ob dies der einzige Grund wäre, diesen Alternativstandort auszuschliessen (bisher sind keine Übergriffe der Fusion-Teilnehmer auf in unmittelbar in der Umgebung von Lärz liegenden Hühneranlagen bekannt), wurden argumentiert, dass diese 5 Tage im Jahr Lärmbelästigung durch die Fusion die Eierlegeleistung der Hennen gravierend beeinträchtigen würde.

 

Es sind jetzt keine Änderungen des Standortes mehr möglich, da das Genehmigungsverfahren bereits weit fortgeschritten ist.

 

 

 

Warum stört diese Lärmbelästigung nicht die Hühner in der unmittelbaren Umgebung des Fusion-Gelände? Dort gibt es mehrere große Hühnerstallanlagen.

 

 

 

Werden Filteranlagen in die Entlüftungsschornsteine eingebaut?

 

Antwort Herr Manthei: Nein, es werden keine gesonderten Filter in die Abluftschächte eingebaut, dies ist auf Grund eines Gutachtens nicht notwendig.

 

Auf eine weitere Anfrage eines Bürgers, ob die Investorin mit dem Einbau von speziellen Abluftfilteranlagen nicht ein Zeichen setzen könnte, die zu erwartende Luftverunreinigung mit Staub und diversen Keimen sowie die Geruchsbelästigung zu minimieren wurde geantwortet, was laut Immissionsschutzgesetz gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, muss auch nicht umgesetzt werden. Dadurch würden ja nur höhere Kosten entstehen und die Investitionssumme beträgt ja immerhin schon 2,8 Mio €.

 

 

 

Welche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind für den Bau der Legehennenanlage gemäß § 15 des Bundesnaturschutzgesetzes geplant?

 

Antwort Herr Manthei: Dies könne noch nicht benannt werden, also keine Ahnung.

 

 

 

Die hohe Konzentration von 12.000 Hühnern auf einem Fleck verschärft natürlich die Gefahr des Auftretens der Vogelgrippe. Dadurch wären auch die Anwohner von Maßnahmen zur Eindämmung der Vogelgrippe betroffen (Schaffung von Sperrbezirken mit Einstallpflicht, im schlimmsten Fall Keulung des eigenen Bestandes).

 

Antwort Herr Manthei: Ja, die Gefahr besteht natürlich, aber der finanzielle Verlust wäre für Frau Mewes viel schlimmer, immerhin kostet ein Durchgang von 12.000 Hühnern 130.000 €.

 

 

 

 

 

Wie weit ist die Anlage von der Wohnbebauung in Qualzow entfernt?

 

Antwort Herr Manthei: Keine Ahnung, die Frage kann nicht beantwortet werden.

 

 

 

Wieviel Gewinn erbringt eine Anlage und wann hat sich der Bau amortisiert?

 

Antwort Stefanie Mewes: Die Frage zur Gewinnerbringung kann sie nicht beantworten,

man wird jedenfalls durch die Betreibung zweier Anlagen kein Multimillionär.

 

Die Anlage hat sich nach 12 Jahren amortisiert.

 

 

 

Fazit dieser Gesprächsrunde:

Es war für die anwesenden Bürger ein sehr frustierendes Gespräch.

 

Es geht nur um den Profit einer einzelnen Person, die ihre Interessen über alle anderen Interessen stellt. Die anwesenden Bürger kamen sich vor, als würden Frau Mewes und Herr Manthei denken, die Bevölkerung hier sei etwas dümmlich.

 

Dies geht aus verschiedenen Antworten zu den gestellten Fragen hervor.

 

Sollen wir Mitleid mit Frau Mewes haben, falls die Vogelgrippe in ihren Hühnerbestand eindringt und ihr finanzielle Schäden entstehen? Das Mitgefühl sollte allenfalls den Hühnern gelten, die dann alle gekeult werden.

 

Sollen wir Mitleid haben, dass sich die Investitionskosten auf 2,8 Mio € pro Anlage belaufen und daher Verständnis, dass es finanziell nicht möglich ist, zusätzliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen?

 

Sollen wir glauben, dass die Fusion-Teilnehmer Hühnerställe plündern und Hühner irreparabele Schäden davontragen, wenn an 5 Tagen im Jahr ein Festival stattfindet?

Wird mit handfestem Protest aus den Dörfern nicht gerechnet?

 

 

 

Es ist unvorstellbar, mit welch einem Hochmut die Investorin und ihr Begleiter über Ansichten und Interessen der Bürger hinweggehen.

 

Übrigens:

Unter www.ferienhof-mirow.de wirbt Stefanie Mewes für die Buchung ihrer Ferienwohnungen und einen erholsamen Urlaub in unserer Region.

 

Auszug aus der Webseite:

 

„Mirow ist „staatlich anerkannter Erholungsort”. Wollen Sie Ruhe und aktive Erholung sinnvoll verbinden, dann haben Sie mit unserem Ferienhof eine gute Wahl getroffen. Fühlen Sie sich bei uns wie zu Hause!

Buchen Sie erlebnisreiche Urlaubstage auf dem Ferienhof Mirow. Wir freuen uns auf Sie!“